Mama allein unterwegs – ganz ohne Madame
Irgendwie komisch das Gefühl. So ganz alleine. Als hätte ich irgend etwas vergessen…
Ich habe tatsächlich etwas ‚vergessen‘. Papa spielt mit der kleinen Madame, während ich in der Stadt alleine Besorgungen mache.
Schon beim Vorbereiten für den Ausgang schleicht sich ein eigenartiges Gefühl ein. Ich weiß nicht mehr was ich alleine brauche. Ich muss eine normale Handtasche mitnehmen . Komisch. Ist doch sonst alles in der Wickeltasche untergebracht, die am Kinderwagen hängt. Hektisch durchsuche ich die Wohnung nach meinen heißgeliebten Handtaschen. Seit ganzen vier Monaten bin ich schon ohne sie unterwegs.
Beim Verlassen des Hauses das nächste seltsame Gefühl: Ich kann – nein, ich muss – den Kinderwagen im Stiegenhaus stehen lassen. Merkwürdig ist das, so ganz ohne durch die Straßen zu spazieren. Irgendetwas fehlt mir. Ich bin nicht komplett. Seit mehr als einem Jahr war ich nicht mehr wirklich alleine. Madame war immer dabei, wenn auch ’nur‘ als blinder Passagier in meinem Bauch.
Ich nehme die Straßenbahn. Denn sicher ist sicher. So bin ich früher wieder daheim, falls Madame wieder hungrig wird. Unwahrscheinlich, ich weiß. Vor allem weil sie gerade gegessen hat. Ständig spüre ich mein Handy in der Tasche vibrieren. Es könnte ja sein, dass irgendwas ist, dass der Herr mich braucht. Ich höre das Telefon sogar läuten. Ich nehme mein Handy sogar mehrmals aus der Tasche um ja keine Nachricht zu verpassen. Doch in Wirklichkeit tut sich nichts. Ich finde meine Gedanken selbst lächerlich – als ob der Herr nicht alleine klar kommen würde.
Nach eineinhalb Stunden bin ich wieder am Heimweg. Schnell schreibe ich noch eine WhatsApp Nachricht, dass ich gleich wieder zu Hause bin. Man weiß ja nie. Ich bekomme sogar ein Bild zurück. Den Beiden geht es gut – Ich bin beruhigt.
Zuhause angekommen kann ich mich dann selbst davon überzeugen – die Beiden sind wohlauf. Ich realisiere erst jetzt so richtig wie sehr ich die kleine Madame vermisst habe. Mir wird’s ganz warm ums Herz – endlich kann ich sie wieder in die Arme nehmen.
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