In Erinnerung an Karl Lagerfeld
Karl Lagerfeld ist tot. Die Modewelt trauert. Und neben all den Designern, Fashionistas, Freunden, Wegbegleitern und Verehrern sitze auch ich und bin traurig. Sehr sogar. Schon komisch, da ich diesen Mann eigentlich kaum kannte. Kaum einen Berührungspunkt hatte. Zumindest keinen persönlichen. Bis auf diesen einen:

Flashback. Wir schreiben das Jahr 2007. Es ist Sommer. Ich befinde mich gerade mit meinen Eltern, meiner Schwester und Freunden an der Côte d’Azur um dort Urlaub zu machen. Ein toller Flecken Erde. Und während wir nichtsahnend am Hafen von Saint Tropez entlang spazieren, entdecke ich ihn auf einmal. Karl Lagerfeld. Sitzend in einem unscheinbarem Café mit orangen Plastikstühlen.
Ich kann meinen Augen kaum trauen. Kanne es nicht glauben. Da sitzt Karl Lagerfeld höchstpersönlich. Mein Herz hüpft. Und mir wird schnell klar, dass ich etwas tun muss. Denn nur hier stehen zu bleiben, um ihn aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten, das werde ich später mit Sicherheit einmal bereuen. Also nehmen meine Schwester und ich all unseren Mut zusammen und starten in seine Richtung.
Bei ihm angekommen bringen wir kaum ein Wort heraus und fragen ihn verlegen, ob wir nicht ein Foto machen dürfen. Sehr zu unserer Überraschung antwortet er auch gleich mit einem freundlichen ‚Ja. natürlich!‘. Ich kann es nicht fassen, hat er uns tatsächlich so freundlich geantwortet? Um ehrlich zu sein hätte ich an dieser Stelle nämlich mit einer Absage beziehungsweise keiner Antwort gerechnet, um ihn dann erst wieder nur aus der Ferne zu fotografieren.
Triumphierend mit unseren Fotos von Karl Lagerfeld (Ihn um ein gemeinsames Foto zu bitten, ist uns in der Situation leider nicht eingefallen) am Handy machen wir uns wieder auf den Weg zurück zu unseren Eltern, um unseren Spaziergang fort zu führen. Mit wackeligen Knien und einem riesen großen Grinsen im Gesicht.
Als wir dann später schon wieder Richtung Auto und somit auch Richtung Ferienhaus spazieren, läuft er uns plötzlich über den Weg. Ganz nach dem Motto ‚man sieht sich immer zwei Mal im Leben‘, bin ich diesmal schon etwas mutiger. Starte noch einmal zu ihm hin und bitte ihn schüchtern um ein Autogramm. Denn mehr als nein sagen wird er schon nicht. Ich habe nichts zu verlieren.
Und tatsächlich. Er willigt ein. Stellt sich lässig vor ein Auto, lehnt sich auf dessen Motorhaube und fängt an zu unterschreiben. Und nicht nur das: Als es beim ersten Versuch aus Mangel an einem funktionierenden Kugelschreibers nicht gleich klappt, nimmt er sich sogar die Zeit, um nach einem Neuen zu suchen. Den er zum Glück auch findet. Und dabei ist er nicht stumm. Ganz im Gegenteil sogar, während wir kaum etwas aus unseren Mündern heraus bekommen, fängt er sogar an zu plaudern. Oder besser gesagt sich über Leute zu mokieren, die ihm die Frage stellen, ob er denn tatsächlich Karl Lagerfeld sei. Seine Aussage: ‚Ich meine wer soll ich denn sonst sein?‘, seine Tonlage sowie sein Gesichtsausdruck (soweit ob seiner dunklen Sonnenbrille zu erkennen) sind mir bis heute noch so präsent in meiner Erinnerung, als wäre es erst gestern gewesen.
Tja, und nun ist er tot. Und ich sitze da, bin traurig und denke nach. Denke an Karl Lagerfeld. Einer, der sich kein Blatt vor den Mund nahm. Einer, der polarisiert hat. Einer, der inspiriert hat. Einer, der mich sehr beeindruckt hat. Einer, der einfach er selbst war. Einfach Karl Lagerfeld – Danke für die Inspiration!
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