Durch die Gassen von Venedig
Weil Kurztrips immer eine gute Idee sind.
Spontan verreist sichs bekanntlich am besten. Zumindest ist das meine Wahrheit. Denn wenn zu viel darüber nachgedacht wird, finden sich gut und gerne Argumente die mehr gegen als für sprechen. Deswegen lautet die Devise: Dem ersten Impuls folgen, sich dabei freuen und nicht an gestern oder morgen denken.
In unserem Fall haben wir am Freitag gedacht, direkt gebucht und sind am Sonntag im Auto gesessen. Richtung Venedig. Warum Venedig könnte man an dieser Stelle noch fragen? Naja – Die Stadt ist von uns aus in guten vier Stunden zu erreichen. Sie ist wunderschön und hat ihren ganz besonderen Charme. Außerdem war ich selbst schon länger nicht in Venedig. Madame und Monsieur überhaupt noch nie. Und da der kleine Herr zur Zeit gerade Fortbewegungsmittel aller Art gut findet, ist Venedig mit seinen vielen Booten und den unkonventionellen Wasserstraßen doch ein gutes Ziel. Haben wir uns zumindest gedacht.
Im Taxiboot auf dem Weg ins Hotel kommt dann auch prompt die Bestätigung: Obwohl es draußen schon recht dunkel ist, kommt der kleine Monsieur aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit weit aufgerissenen Augen sitzt er da und drückt sich die Nase an der Fensterscheibe platt. So langsam dürfte es ihm dämmern, was wir mit Wasserstraßen tatsächlich gemeint haben. Am liebsten würde er das Boot heute nicht mehr verlassen.
Müssen wir dann leider doch. Denn wir sind angekommen. Angekommen bei unserem Hotel mitten in Venedig. Ein erstes Mal auch für mich, war ich sonst immer nur für einen Tagesbesuch in der Stadt der Liebe. Liebe gibt es hier genug. Vor allem auf den ersten, oder besser gesagt den zweiten Blick. Madame durfte nämlich unser Hotel aussuchen. Und auch wenn es mir anfangs (von Zuhause aus) etwas zu kitschig war, muss ich zugeben, dass es mir vor Ort so gut gefällt. So richtig gut. Stilecht auch mit einer Retro-Bar inklusive Barkeeper, der aus einem James Bond Film stammen könnte.
Tja, hiermit stehen auch die Pläne für unseren Abend. Denn für mehr ist es schon zu spät.
Über den Markusplatz zum Lido von Venedig
Wir werfen uns also erst am nächsten Morgen ins Getümmel. Wobei Getümmel ist stark übertrieben. Vergleichsweise mit vorigen Besuchen sind relativ wenige Touristen da. Das heißt wir können uns treiben und müssen uns nicht schieben lassen. Wobei dieses ‘uns treiben lassen’ relativ schnell in einer Gondelfahrt endet.
Zu Fuß gehen ist ja auch anstrengend. Außerdem bietet sichs mehr als an, Venedig auch vom Wasser aus zu besichtigen. Wie auch immer. Den Kindern gefällts. Mir und dem Herrn sowieso.
Danach geht es für uns weiter zum Markusplatz. Natürlich nicht ohne durch diverse Geschäfte zu bummeln, Auslagen zu bestaunen, und neue Wege und Sackgassen auszuprobieren. Schön ist es, wenn man ohne Ziele und Verpflichtungen unterwegs sein kann. Zumindest für mich und den Herrn. Madame und Monsieur sehen das etwas anders und fordern Pläne. Wollen nicht so lange im Kaffeehaus sitzen wie wir. Logisch. Nachdem am Markusplatz auch nur sehr wenige, der zuvor von uns versprochenen Tauben anzutreffen sind (leider), beschließen wir kurzerhand mit dem Vaporetto zum Lido di Venezia zu fahren. Also dem Strand von Venedig, der sich auf einer anderen Insel befindet.
Die Fahrt alleine entschädigt für das etwas längere Kaffeehaussitzen von vorher. Es gibt nämlich richtig viel zu entdecken. Den Kapitän zum Beispiel. Oder Möwen. Oder die vielen anderen Boote, die über das Wasser sausen.
Am Strand angekommen, herrscht Ruhe pur. Wenn ich vorher gesagt habe, in Venedig ist kaum was los, dann nehme ich es hiermit gerne zurück: Am Strand von Venedig ist kaum was los. So gut wie keine Menschen weit und breit. Und das ist herrlich. Auch das Wetter ist uns gnädig. So gnädig, dass wir sogar unsere Zehen ins Wasser halten können. Das tut so richtig gut, denn das Meer hat so ein Talent, meine Energiespeicher wieder voll aufzufüllen. Und auch der Muschelgott meint es heute richtig gut mit uns. Nach dem Fund von ein paar richtig schönen Exemplaren ist Madame und Monsieur’s Jagdinstinkt geweckt, was mir und dem Herrn wertvolle Zeit zu zweit verschafft. Win-Win also.
Tja, und so haben wir an einem Tag, ohne etwas vorzuhaben eigentlich doch recht viel erlebt…
Durch das Rialto-Viertel Richtung nach Hause
Am nächsten Tag habenwir, wie auch nicht anders zu erwarten, die selben Pläne wie auch schon am Vortag. Never change a running system oder so ähnlich. Mit dem einzigen Unterschied: Es ist mehr los. Deutlich mehr los. Deshalb wagen wir uns einmal über die Rialto Brücke, auf die Seite des Mercato di Rialto, wo deutlich weniger Menschen unterwegs sind. Ich kann mich nicht erinnern, je in diesem Viertel gewesen zu sein und bin total überrascht, wie schön diese Seite von Venedig ist.
Die Gassen sehen aus, als würden sie direkt aus einem Film entsprungen sein. Am liebsten würde ich in jeder Stehen bleiben und ein Foto machen. Die Geschäfte, die sich hier befinden sind klein und viel traditioneller. Genauso wie die Lokale. Mir gefällt es hier richtig gut. Viel besser, als im Trubel ‘drüben’. Ich könnte hier stundenlang durch die Gassen strawanzen. Aber nach einem letzten Kaffee heißt es für uns dann leider Abschied nehmen.
Venedig, schön wars!
Unsere Tipps
♥ Die Anreise.
Wenn man, so wie wir, mit dem Auto nach Venedig reist, hat man mehrere Parkmöglichkeiten: Entweder man fährt über die Brücke nach Venedig und stellt sein Auto in einem der 3 Parkhäuser am Piazzale Roma ab. Von dort kann man dann entweder zu Fuß, mit dem Vaporetto oder mit dem Wassertaxi weiter nach Venedig hinein. Das ist zwar die teuerste, aber auch die bequemste Variante. (24 Stunden kosten 39 Euro)
Etwas günstiger ist es auf der Parkinsel Tronchetto zu parken. Wenn man von hier aus zu Fuß nach Venedig gehen möchte, hat circa einen Kilometer bis zum Piazzale Roma zurückzulegen. Man kann allerdings auch von hier aus bequem in ein Vaporetto (Linea 2 einsteigen) und mit dem ‘Bus’ nach Venedig fahren. (24 Stunden kosten 22 Euro)
Die günstigste Parkmöglichkeit befindet sich auf dem Festland in Mestre. Von hier aus kann man dann mit dem Bus, dem Zug oder der Straßenbahn günstig über die Brücke nach Venedig fahren. (24 Stunden ab 12 Euro)
♥ Die Verkehrsmittel.
Am meisten sieht man, wenn man in Venedig zu Fuß unterwegs ist. Obwohl Venedig recht flach ist, gibt es viele Treppen und Brücken zu überwinden. Außerdem ist Venedig recht groß, und man kann sich leicht verirren, weswegen man ein bisschen mehr Zeit einplanen muss. Deswegen kann man in Venedig auch Bus fahren. Mit den Vaporettos (den Wasserbussen) kommt man dabei bequem von A nach B. Allerdings ist eine Fahr damit recht teuer (eine Einzelfahrt kostet 7,50 Euro), weswegen sich hier eine Tagesticket (23 Euro) auszahlt. Kinder unter 6 Jahren sind frei, darüber hinaus bezahlen sie auch den vollen Preis. Noch bequemer, aber auch um einiges teurer kommt man mit dem Taxiboot herum. Hier sollte man sich am besten vor der Fahrt beim Fahrer über den Preis informieren, damit man im Nachhinein keine böse Überraschung erlebt.
♥ Der Kinderwagen.
Wie oben schon erwähnt bestehen die Wege von Venedig zu einem großen Teil aus Treppen und Brücken, weswegen ich empfehlen würde, wenn man mit Kleinkindern unterwegs ist, Venedig nur mit einer Babytrage zu bereisen.
♥ Die Unterkunft.
Wir haben das erste Mal in Venedig direkt geschlafen. Hier kann ich das Hotel Giorgione wärmstens empfehlen. In super zentraler Lage, stilecht venezianisch eingerichtet, mit Frühstück, super (kinder)freundlichen Mitarbeitern und einem ‘beheizten’ (oder eher lauwarmen) Pool im Innenhof.
Das Übernachten in Venedig ist zwar teuer, zahlt sich aber aus. Wer gerne günstiger nächtigt, der ist in Mestre gut aufgehoben. Hier gibt es viele Hotels für jedes Budget.
♥ Das Essen.
Restaurants gibt es in Venedig an jeder Ecke. Hier findet man von Pizza über Pasta bis hin zu Fisch alles, was die italienische Küche hergibt. Wer gerne Fastfood ist, findet die bekannten Fastfood Ketten, genauso wie viele kleine Takeaway-Pizzastände mit richtig guten Pizzaecken.
♥ Das Fazit.
Venedig ist immer eine Reise wert. Vor allem mit kleinen Kindern, die sich für Wasser und Boote begeistern, ist die Stadt ein Highlight. Denn zu sehen gibt es an jeder Ecke etwas. Wenn einem der Trubel in der Stadt zu viel wird, der soll unbedingt mit dem Vaporetto zum Lido di Venezia fahren. Hier findet man sich in einer ganz anderen Welt wieder.
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