Fridaylife.
Sechs Uhr Fünfzehn.
Es ist Freitag. Draußen ist es finster. Drinnen auch. Noch. Denn der Wecker klingelt gerade zum dritten Mal. Es ist Zeit aufzustehen – die Kinder müssen in die Schule. Mama in die Arbeit.
Ein Blick auf meine linke Seite – Madame und Monsieur schlafen noch tief und fest. Ich lasse sie noch etwas – und nutze die Zeit, um mich erst einmal selber fertig für den Tag zu machen. Zugegeben, so leicht fällt es auch mir heute nicht – ich würde selber gerne noch ein bisschen im Bett nach schlummern. Es ist einfach zu kuschelig.
Aber selbst wenn ich könnte, kann ich nicht. Ich bin nämlich leicht nervös (und wenn ich das bin, ist an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken) – heute am Abend steht nämlich wieder ein Gig an. Und da drehen sich meine Gedanken meistens darum. Vor allem in der Früh, wenn der Serotoninspiegel noch niedrig ist.
Doch schon wenig später lassen sich diese Gedanken erfolgreich beiseite schieben. Ist ja noch lange bis zum Abend. Außerdem hilft es ja sowieso nichts. Die Zeit wird auch nicht mehr. Die Kinder müssen in die Schule. Die Jausenboxen auch. Und die machen sich definitiv nicht von selbst.
Sieben Uhr Fünfundvierzig.
Die Kinder sind abgeliefert. Und ich auf dem Weg in die Arbeit. Wenn ich mich beeile, dann geht sich sogar noch ein schneller Kaffee mit dem Herrn aus. So lässt sich der Tag noch nämlich viel besser starten.
Dreizehn Uhr.
Mein offizieller Arbeitstag ist beendet. Ich bin fertig mit dem Arbeiten für heute. Freitage sind zum Glück immer kurze Tage bei mir. Juhu. So lässt sich noch ein gemütliches Workout unterbringen, bevor Madame und Monsieur aus der Nachmittagsbetreuung abgeholt werden und mein Doppelleben beginnt.
Nachdem ich sie vormittags ganz gut verdrängt hatte, kommen sie allerdings jetzt – getriggert durch die Hintergrundmusik im Studio – während dem Training wieder. Die Gedanken an den Gig heute Abend. Leichte Aufregung macht sich breit. Wie wird das werden? Und vor allem: Was werden wir wohl spielen? Das ist nämlich eine große Unbekannte, die man nie so genau vorhersagen kann. Und da ich genau diese nicht wirklich kontrollieren kann, macht es mich nervös.
Vierzehn Uhr Fünfundvierzig.
Ich sitze auf dem Fahrrad in Richtung Madame und Monsieur. Genieße den Sonnenschein und drifte mit meinen Gedanken ab. Eventuell geht sich noch ein schneller Einkauf fürs Wochenende aus. Werden die zwei traurig sein, wenn ich sie etwas später als gedacht hole? Wobei, wenn ich daran denke, wie gerne die beiden mit mir den Einkauf machen. Da fällt die Entscheidung leicht, sie doch nicht mitzunehmen.
Fünfzehn Uhr Fünfundvierzig.
Ich bin mit Lebensmitteln und zwei Kindern im Gepäck auf dem Weg nach Hause. Endlich. Dort angekommen heißt es erst einmal Einkäufe verräumen – eine Tätigkeit, die ich gar nicht gerne mache. Denn irgendwie ist immer zu wenig Platz dafür.
Kaum bin ich fertig, geht es auch schon weiter. ‘Mama, ich hab Hunger!!!‘. Zugegeben, ich auch. Allerdings fehlt es mir an Muße und Kreativität, um aus den Einkäufen etwas zu zaubern. Deswegen heute – wie so oft – die Schnell-Variante: Nudeln mit Pesto. Aber mit rotem. Das mag die Mehrheit lieber. Gut so.
Nach dem Essen steht spielen auf dem Programm. Doch ich merke recht schnell: Ich kann mich nicht so recht darauf konzentrieren. Bin mit meinen Gedanken ganz wo anders. Das merkt auch der kleine Monsieur und verliert das Interesse, mit mir ernsthaft zu spielen. Gut, dass in dem Moment der Herr zur Tür hinein kommt. Somit steht wieder ein besserer Spielpartner für Monsieur zur Verfügung.
Gleichzeitig bedeutet das Zeit. Zeit für mich. Zeit, um mich ein bisschen auf den Abend vorzubereiten. Allerdings – so richtig nutzen schaffe ich diese nicht. Ich laufe wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung. Wandle zwischen Laptop mit meinen Songs und der Küche hin und her. Ich kann mich nicht so wirklich auf etwas fokussieren.
Dieses Gefühl (ist es ein Gefühl?) kenne ich schon lange. Wie vor einer Prüfung, wo am Tag der Prüfung an lernen nicht mehr zu denken war. Obwohl genug Zeit dafür vorhanden gewesen wäre. Oder so ähnlich.
Neunzehn Uhr Dreißig.
Ich habe noch eine gute dreiviertel Stunde Zeit, ehe ich mich mit meiner Schwester treffe. Um uns gemeinsam vorzubereiten. Das heißt also übersetzt – ich kann die beiden Kinder noch ins Bett bringen. Juhuu. So die Theorie. Die Realität sieht dann etwas anders aus. Nämlich so:
Madame und Monsieur bemerken meine innerliche Aufregung. Und schaffen es so nicht, selbst zur Ruhe zu kommen. Logisch. Das resultiert darin, dass sie mich an ihren wirren Gedanken kurz vor dem Einschlafen teilhaben lassen. Nur schaffe ich es nicht darauf einzugehen, was darin resultiert, dass diese immer mehr und mehr werden und Madame und Monsieur plappern wie zwei Wasserfälle. Ein Teufelskreis. Den der Herr – zu unser aller Glück – erkennt und somit die Schicht übernimmt.
So kann ich mich gemütlich fertig machen und mich zu meiner Schwester nach Hause begeben, um uns auf den Abend einzustimmen.
Einundzwanzig Uhr.
Ich habe es endlich geschafft bei meiner Schwester anzukommen. Mit einmal umziehen und allem im Gepäck, was ich am Abend noch so brauch (Kopfhörer, Festplatte etc.) Die Aufregung ist wie weggeblasen. Die gemeinsame Zeit ist immer so lustig, dass ich alles andere vergesse.
Zweiundzwanzig Uhr Dreißig.
Wir machen uns auf den Weg in den Club. Ein kurzer gedanklicher Abschweifer zu den Kindern – Ob die schon schlafen? Vermutlich schon. Ist ja inzwischen schon einiges an Zeit vergangen. Die Vorfreude steigt.
Dreiundzwanzig Uhr.
Unser Set beginnt. Die Aufregung ist spätestens nach dem ersten Übergang verschwunden. Ich bin im Modus. Der Spaß ist groß. Die zwei Stunden verfliegen regelrecht. Es bleibt wenig Zeit um nachzudenken. Und ehe wir uns versehen, ist unsere Set-Time auch schon zu Ende. Durchgeschwitzt und voller Endorphine heißt es jetzt wieder etwas runter zu kommen. Zu dancen, zu tratschen, ehe ich mich wieder auf den Weg nach Hause mache.
Drei Uhr.
Ich habe es endlich geschafft, mich loszureißen und bin daheim angekommen. Jetzt noch schnell einen routinemäßigen Blick in den Kühlschrank (zum Glück war ich heute einkaufen) und ein schneller Snack, ehe ich mich zu den anderen (die Kinder sind mittlerweile auch im großen Bett eingetroffen) ins Bett kuschle und nach ein paar Gedanken in den Schlaf sinke.
Gut, dass morgen Samstag ist und kein Wecker läutet. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. Den Wecker, den ersetzen Wochenends nämlich meist Madame und Monsieur…
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